Das Feuerstättenverzeichnis des Jahres 1656
Zur Einführung

Im “Lëtzebuerger Bauere-Kalenner” veröffentlichte Edouard OSTER, der Direktor des hauptstädtischen Mädchenlyzeums, seit dem Jahre 1953 eine Folge von Artikel welche er “Die Bäuerlichen Besitzverhältnisse vor 300 Jahren” überschrieb.

In der Tat handelt es sich um nichts weniger als das “Feuerstättenverzeichnis” des Jahres 1656, welches er seinen Lesern vorlegt und näher bringen will. Darin werden nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe in der Stadt Luxemburg zu dieser Zeit behandelt, aber er stellt uns hier auch die gewöhnlichen, einfachen Leute vor, die nach dem dreissigjährigen Kriege in den Ortschaften überlebten. Wir erfahren zu welcher Herrschaft die einzelnen Dörfer und Häusergehörten; wie es um den Gemeindebesitz gestellt war mit ihren Wäldern und Wiesen; welche gemeisame Schulden auf den Bewohnern lasteten und wem diese drückende Abgabe zustand, wie hoch die “Schatzung” des Dorfes sich belief; aber auch wer Meier, Schöffe und Zentner des Ortes war; ob die Häuser frei oder leibeigen waren, Vogteien oder Schafftgüter; wir erfahren sogar wieviele davon vor den Kriegsereignissen (1635) bestanden und was 1656 davon übrig blieb; er sagt uns in welchem baulichen Zustand sich die Häuser nach dieser schrecklichen Katastrophe befinden; von jedem einzelnen Hausherrn gibt er uns den Namen und Beruf an; sein Besitz an Gebäuden, Land und Vieh, ja sogar die Zahl seiner eingefahrenen Heuwagen erwähnt das Dokument; dann die unendlichen, erdrückenden Schulden die auf dem Einzelnen lasteten. Vor uns zeichnet sich somit ein ziemlich klares Bild unserer Dörfer in jener unglücklichen Zeit. Aber auch die Erpresser der Volksmassen werden klar erkannt.

Diese Arbeit behandelt zuerst die ganze Probstei Luxemburg, also nahezu das gesamte Gebiet des sogenannten Gutlandes. Dann auch die Moselgegend mit Remich und Grevenmacher,die heute luxemburgischen Orte der Probstei Arlon, die Probstei Echternach sowie die Marktvogtei Diekirch mit den Herrschaften Wiltz und Clerf. Das äusserst wichtige Dokument bezeugt uns also praktisch das Leben im ganzen heutigen Großherzogtum nach einer unseligen Kriegsperiode.

Herr Professor und Ehrendirektor des Mädchenlyzeums Edouard OSTER verstarb 1965 bevor die Ausgabe dieses Werkes fertiggestellt war. Die Feder übernahm J. FLAMMANG,welcher nach den hinterlassenen Angaben des Autors, bis 1981 die Publikation weiter betrieb.Es entstand ein Dokument aus seiner Epoche, mit einigen kleinen menschlichen Unzulänglichkeiten.

Des geschichtlichen Wertes dieser Arbeit bewusst, sowohl für die allgemeine Altertumsforschung dieser Periode wie auch für die Ahnenforschung in einer Zeit, wo die Pfarrregister noch stumm sind, habe ich diese gewöhnlich schwer zugängliche Publikation in einem Buche möglichst wortgetreu übernommen. Nur die jährlich wiederholten Einführungen zum Texte habe ich gestrichen, soweit sie nichts Neues brachten. Dann erarbeitete ich ein Orts-Register, welches sich nicht nur auf das Buch bezieht, aber auch Jahrgang und Seite in der Originalausgabe angibt. Ein Personenverzeichnis der Herd-Zählungen von 1611 und 1656 hatte Herr OSTER bereits 1965 im 13. Heft der Biographie Nationale von Jules MERSCH herausgegeben. Erwähnt sei auch, dass der Autor auch schon in den “Cahiers Luxembourgeois” weitgehend die Familiennamen der Zählungen des 15. und 16. Jahrhunderts publiziert hat (CL1950/1,2,3) und (1951/3,5).
Alphonse WILTGEN

(Le dénombrement des feux de l'année 1656 de la prévôté de Luxembourg et autres publié jadis par le Professeur OSTER) 

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