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DIEMER mit und ohne „von“ / “zu“


Gerade mal ca. 10 Personen tragen heute noch den Nachnamen „von Diemer“; die meisten davon leben im Hochtaunus-Kreis, nördlich von Frankfurt.
Dass die Präposition „von“ nicht unbedingt eine Zugehörigkeit zum Adel bedeutet (im Gegensatz zu einem „v.“), ist nachzulesen bei „Institut Deutsche Adelsforschung – Ihre Internet-Plattform zum deutschen Adel, gegründet 1993 / online seit 1998.“ Dort heißt es: „Das Wörtchen von muss nicht zwangsläufig darauf hinweisen, dass es sich bei der betreffenden Familie um ein ehemaliges deutsches Adelsgeschlecht handelt.
Zu den zahlreichen nicht adligen Familien, mit einem „von“ in ihrem Nachnamen zählt das genannte Institut auch die von Diemer, am „Anfang des XX. Jahrhunderts“, nicht jedoch „die Familie von Diemer, die im Kontext zum Deutschen Orden auftritt“.
In dem Beitrag „Diemer im Deutschen Orden“ wurden bereits einige Mitglieder dieser Familie(n) erwähnt. Und dass diese adlige Vorfahren hatten – auch wenn sie bloß Diemer hießen (siehe z. B. die Komture Jörg Diemer von Virnsberg, Alexius und Aloysius Diemer von Heilbronn), – geht hervor aus den strengen Aufnahmebedingungen des Deutschen Ordens. Dieselben sind aufgelistet bei „Wikipedia“, und die zweite der 13 Bedingungen, die ein Kandidat erfüllen musste, war der Nachweis, dass er „acht adlige Vorfahren väter- und mütterlicherseits“ hatte.

Deutschordensritter
Die Diemer-Komture tauchten im 15. und 16. Jahrhundert auf, und sie wechselten sich in manchen Kommenden ab mit den Diemar bzw. von Diemar, die allerdings weitaus öfter solche Posten bekleideten. Ernst Hartmann, Freiherr von Diemar (1682-1754) sollte gar zum Landkomtur der Ballei Hessen (1748-1761) aufsteigen. Er war zudem hessen-kasselscher Regimentsinhaber und Generalfeldmarschall der k. u. k. Armee. Sein 1747 verstorbener Bruder Johann Adam hatte es immerhin zum „kgl. Poln. und kurf. sächs. General der Infanterie“ gebracht.
In der Publikation „Die Europäische FAMA welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket“ / Band 30, Theil 351 (1734), von Philipp Balthasar Sinold von Schütz, liest man unter dem Kapitel „Von Pohlen“, S. 272: „Hierauf brachen Ihro Majest. den 8. Jan. (Jahr?) nach Cracau auf, welchen Ort der Herr General=Lieutenant von Diemer mit 4000 Mann seit dem ersten Weynachts=Feyertag besetzt hielt, da ihm sowohl von dem Rath die Schlüssel der Stadt, als auch von einem Polnischen Officier, das Schloß übergeben worden, also den beyden kein mann verlohren gegangen. Den 11 (Januar) kamen des Königes und der Königin Majestät Majestät zu Cracau an ...“ (Zu den Offizieren des Ersten Weltkriegs zählte übrigens auch noch ein von Diemer.)
Auf einen „normalen“ Diemer im Offiziersrang stößt man beispielsweise in der Zeitschrift „CARINTHIA.“ vom 24. August 1839. Darin wird ein „Stephan Diemer, k. k. Rittmeister in der Armee“ erwähnt. Zweihundert Jahre davor, während des Dreißigjährigen Krieges, war ein Diemer Johann, „Hauptmann einer von ihm geworbenen Kompanie im Regiment Heinrich von Metternich, des kurbayerischen Statthalters der Unteren Pfalz“, ein „für seinen rohen und aufbrausenden Charakter“ berüchtigtes Individuum, in den Jahren 1634/35 überaus negativ in Erscheinung getreten. Dies ist jedenfalls einem im Internet veröffentlichten Artikel von Dr. Bernd Warlich, Volkach, zu entnehmen.
Besonders erwähnenswert scheint allerdings die begründete Vermutung, dass die Familien Diemar und Diemer „anfangs“ ein und dieselbe waren: es handelte sich bloß um zwei Varianten des vom altgermanischen Rufnamen Thiotmar abgeleiteten Familiennamens.

Die Diemar/Diemer
Abgesehen von einem bereits erwähnten Dokument von 1347 (siehe: „Von Diemer zu Dimmer“), wo die Edelknechte (erwachsene, ritterbürtige Adlige, die noch nicht zum Ritter geschlagen oder mit dem Schwert umgürtet waren) Diemar von Rohrbach und Diemer von Ullenbach eine Urkunde der Familie v. Gemmingen zu Fränkisch-Crumbach mit unterzeichnet hatten, werden die „beiden“ Nachnamen, um diese Zeit und noch später, oft gemeinsam oder abwechselnd genannt. So ist z. B. ein Kapitel aus der „Mittelalter-Chronik Frankfurt Rhein-Main“ überschrieben: „Dymar oder Diemer. / Diese Familie (es ist demnach von einer einzigen Familie die Rede) hatte verschiedene Lehen von der Grafschaft Rieneck, nemlich Dienst=Mann=und Burglehen. Anno 1360. Bekennet Heintze Dymar Edelknecht, dass ihn Herr Ulrich zu Hanau gesetzt habe zu seinem Amtmann zu Rieneck und Wartenstein von seines Theils wegen.“
Dass es auch Diemar und Diemer gab, die dem Ritterstand angehörten, obwohl kein Adelsprädikat ihren Namen schmückte, geht z. B. hervor aus dem „Verzeichnis der auf dem Rittertage im November 1566, erschienenen Ritter.“ Auf dieser Liste stehen auch Ebhart Diemar und Baltin Diemer. Nachzulesen in: „Staatsrechliche Verhältnisse der adeligen Gutsbesitzer in den churpfalzbaierischen Entschädigungslanden besonders der fränkischen Fürstenthümer Bamberg und Wirzburg, 1803“, von Nikolaus Thaddäus Gönner.
Hier weitere Quellen bezüglich des Vorkommens von Diemer bzw. Diemar, vom 15. bis zum 18. Jahrhundert:
Archiv des Historischen Vereins für den Untermainkreis, Dritter Band. Zweites Heft. / Würzburg 1835 (S. 62): „In der Kirche (von Gemünden: d. R.) befindet sich eine Grabstätte des Ritters Sebastian Diemer von Rieneck, mit der Aufschrift:
`Anno domini 1574 auff sontag nach Micheli umb acht uhr nachmittags ist in gott verschieden der Edel und Ernvest Sebastian Diemer von Rieneck, f. würzburgischer Amtmann zu Gemünden, dem G. g.`“

Die Diemer/Diemar von Lindach
Wie eng die Nachnamen Diemer und Diemar miteinander verflochten waren, geht besonders hervor aus der Geschichte der kleinen Herrschaft Lindach (heute Teil von Schwäbisch Gmünd).
Je nach Quelle heißt die Familie mal so, mal so. – Gemäß „LANDESARCHIV B.-W. / STAATSARCHIV LUDWIGSBURG / Bestand B 120“ sind die Besitzverhältnisse im 16. Jahrhundert klar: „Dorf und Schloss Lindach (jetzt Stadt Schwäbisch Gmünd) waren seit Anfang des 16. Jahrhunderts württembergische Lehen der Herren von Diemer, 1579–1679 der Herren von Laymingen ...“
Weitere Archivalien betr. das Rittergut Lindach befinden sich in den Beständen B 575 etc. ...
Über die Geschichte von Lindach informiert die Beschreibung des Oberamtes Gmünd (1870) S. 375–378 ...
Ludwigsburg, den 14.11.1974
Dr. A. Seiler“
„Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel B 12“ aus „Wikisource“. Der Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. Dies ist überprüfbar durch Anklicken der in eckigen Klammern angegebenen entsprechenden Seitenzahl. – S. 375: ... so dass Schenk Albrecht Lyndach den Thurm und Behausung samt Gütern ... 1490 als württembergisches Lehen verkaufen konnte um 500 fl. (auf Wiederlösung) an Eberhard Fetzer von Pragenhofen, von welchem das Gut bald nachher an die Diemer gekommen ist.“
Dann taucht 1529 erstmals der Name Hans Diemar „der ältere“ (ein Diemer mit falsch geschriebenem Nachnamen oder ein Verwandter der Diemer?) als Besitzer des „Thurmes“ auf. „Ihm folgten zwei Söhne Hans jun. und Laux, welche 1535 so theilten, dass Hans die eigenen Güter bekam, welche von den Rechberg waren erkauft worden und auf denen er sich ein Schlösschen erbaute, Laux den Thurm und seine Zubehörden, württembergische Lehen ... Die Brüder waren bestrebt, alle obrigkeitliche Gewalt an sich zu bringen und kamen dadurch in Streit mit KL. Gotteszell ... und mit der Stadt Gmünd, was ... zu einer Fehde führte, in welcher Hans Diemar besonders gegen den Landfrieden plünderte und brannte und die Gmünder Unterthanen brandschatzte 1543 ff. Er wurde deswegen vom kaiserlichen Kammergericht geächtet und Gmünd ergriff Besitz von seinen Gütern, Hans Diemar saß eine Zeit lang in Schorndorf gefangen und erst 1554 brachte Herzog Christof einen gütlichen Vergleich zu Stande, durch welchen Hans Diemar sein Besitzthum zurückbekam und eine Entschädigung von 400 fl.“
Dass aber lange schon vor und dann gemeinsam mit den Diemar (im 14. und 15. Jahrhundert), die Diemer eine bedeutende Rolle in Schwäbisch Gmünd gespielt hatten und weiter spielten, geht hervor aus den Anmerkungen auf S. 378 des von „Wikisource“ bearbeiteten Textes: „Eberhard Diemer war Bürgermeister zu Gmünd 1379, Peter Diemer stiftete da 1426 ein Seelgebet für seine Eltern, und Balthasar Diemar ist z. B. 1455 Bürger von Gmünd.“ Es folgt die berechtigte Frage: „Ob von ihnen die Lindacher Diemar abstammen?“ Und man liest weiter: „Diese führten das Wappen der thüringisch-fränkischen Herrn v. Diemar, einen (silbernen: d.R.) Querbalken im (schwarzen: d. R.) Schilde und treten blos als landsäßiger Adel auf.“ – Die Diemer hatte es aber auch nach Eckersmühlen (heute ein Stadtteil der Kreisstadt Roth) verschlagen. Zu den Persönlichkeiten, die aus Eckersmühlen stammten, dort lebten oder wirkten, gehören nämlich „die Diemer von Lindach, Ortsadlige, nachweisbar 1600-1742“.
Und die Lindacher, die heute zu Schwäbisch Gmünd gehören, scheinen dem streitsüchtigen Ritter (?) Hans Diemar/Diemer seine Missetaten längst verziehen zu haben, mag auch der Gmünder Historiker Klaus Graf in seinem im Internet veröffentlichten Aufsatz: „Die Fehde Hans Diemars von Lindach gegen die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd (1543-1554)“ aus der Chronik des Stuttgarter Ratsherren Sebastian Küng zitieren: „Anno 1544 ist der statt Gemundt durch Hanns Diemern übel befedert worden.“ – Trotz allem wurde die Hauptstraße des Gmünder Stadtteils Lindach nach Hans Diemar benannt ...

Ein Herr von Diemer schreibt ein folgenschweres Spottgedicht
An Dreistigkeit mangelte es auch einem anderen von Diemer nicht. Dies geht hervor aus einem Bericht von „F. C. Schlosser, Geheimrath und Professor der Geschichte in Heidelberg“, überschrieben: „Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs ... Heidelberg, in der academischen Buchhandlung von J.C.B. Mohr. 1837.“ Hier ein längeres Zitat (S. 255), da die Story – sie hat sich um 1747 zugetragen – recht kompliziert aber nicht weniger amüsant ist: Einen gewissen „Pfaffenrath hatte der Herzog von Meiningen zu seinem Hof- und Regierungsrath gemacht und gestand dessen Gemahlin den Rang von allen anderen Damen zu. Dadurch ward die Frau von Gleichen erbittert, und sie schien ihren Rang mit Fuß und Faust behaupten zu wollen, so daß der Herzog, um keine Damenschlägerei zu veranlassen, der Landjägermeisterin den Hof verbot. Dies war nun eine höchst wichtige Angelegenheit der ganzen Noblesse; da nun, wie es scheint, die Frau von Gleichen weniger Geist als Heldenmuth besaß, so nahm sich ein Teutscher Ordensritter, Herr von Diemer, ihrer an. Er machte auf die Frau Hofräthin Pfaffenrath ein Spottgedicht, worin die Schwester derselben, die jüngere Solms, ebenfalls nicht verschont ward. Und jetzt forderte der Herzog seine Juristen auf, wenn auch mit dem Ordensritter nichts anzufangen sey, doch wenigstens gegen die Gleichen irgend ein Gesetz auszufinden oder anzuwenden. Diese gelehrten Herren nahmen ihre Zuflucht zum sächsischen Duellmandat, ließen die Landjägermeisterin und ihren Gemahl einziehen, und machten ihr und jenem Mandat den Proceß. Der Herzog ließ vor den Augen des Herrn von Gleichen und seiner Gemahlin das Gedicht des Herrn von Diemer von Henkershand verbrennen, und seine zu jedem Dienst bereitwilligen Richter verurtheilten sie zur Abbitte.“
So lange der Deutsche Orden mächtig war, scheinen auch die vielen Diemer, die ihm angehörten, eine ziemliche Narrenfreiheit und, bei ihren Vergehen, weitestgehend Straffreiheit genossen zu haben. Dabei half wohl auch der Umstand, dass, zu jener Zeit und davor, unter ihnen Ortsadlige und Landjunker waren. Und die übrigen hielten sich gern im Dunstkreis adeliger Herrschaften auf, dienten ihnen als Oberförster, Ärzte, Beichtväter ... und, da manche recht wohlhabend waren, auch schon mal als Financier.
Unter den heutigen Diemern gibt es auffallend viele Anwälte, Architekten, Firmen-Berater, Juweliere, Ingenieure und Manager. Einige besitzen Weingüter in der Südpfalz. Und auch den Leiter eines bedeutenden rheinland-pfälzischen Forstamtes ..., der die Interessen deutscher Waldbauern in Brüssel vertritt, hatte der Schreiber die Ehre, vor kurzem kennen zu lernen.
Albert Dimmer
Email:
dial(at)pt.lu
Photos: A. D. (1)

Dieses Diemer-Wappen von 1554 (wohl das Wappen wehrhafter Weinbauern) wurde Anfang der 1990er Jahre in einem Gasthof in Hinterweidenthal (Südpfalz) aufgenommen. Es war an einem Kamin angebracht und wurde bei Restaurierungsarbeiten entfernt.


Das Wappen der Familie Diemar nach Siebmachers Wappenbuch: schwarzes Feld mit silbernem Mittelstreifen, auf dem Helm zwei Büffelhörner, zwischen denen ein roter Nagel steckt. (Photo: Wikipedia)


 

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